Der enge wissenschaftliche und auch persönliche Kontakt, den japanische Forscher mit österreichischen Fachkollegen pflegten, ist ein außerordentliches Dokument wissenschaftlicher Kooperation zwischen militärischen Kontrahenten während des Ersten Weltkrieges. Die rasante Entwicklung Japans zur wirtschaftlich und militärisch Weltmacht ist dabei besonders frappierend. Das Projekt geht der Frage nach, wie sich der wissenschaftliche Austausch Japans und Österreichs in Psychiatrie und Neurologie gestaltet hat und welche verschiedenen politischen, personellen, aber auch finanziellen Kontexte sich ergeben hatten. Die Entstehungsgeschichte psychiatrisch-neurologischer Institutionen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in Europa und Japan zeigt aber auch sehr deutliche Parallelen: Das Interesse des Staates an diesen zunächst wenig bis gar nicht unterstützten Einrichtungen nimmt im Verlauf des 20. Jahrhunderts stark zu. Wo anfangs international vernetzte private finanzielle und wissenschaftliche Akteure die Initiative ergriffen, wird wenig später auch der Staat das Potential von psychiatrisch-neurologischem Wissen entdecken und seine Rolle als Kooperator einnehmen.
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